Rendezvous mit Superhelden

Reise, Reise….

Es gibt Reisen, bei denen der Weg das Ziel ist. Es gibt aber auch Reisen, bei denen das Ziel das Ziel ist. Klingt komisch, ist aber so. „Reisen bildet“, sagt man. Oder die alte Weisheit „Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen“. Das tun wir heute. Unter anderem von einem Rendezvous mit Superhelden…

Auf dem Weg zum Länderpunkt

An einem sonnigen Freitagnachmittag machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten
Länderpunkt, genauer in die belgische Provinz Limburg zum Aufsteiger in die 2. Belgische Profiliga
Patro Eisden Maasmechelen. Auf dem Weg dorthin passierten wir Roermond, bekannt für sein
Designer Outlet, welches Shoppingbegeisterte zu einem Einkaufsbummel einlädt. Leider hatte uns
der Verkehr – insbesondere der für gefühlt 50km vor uns fahrende ältere Herr, der offenbar ein
intimes Verhältnis zu seinem Bremspedal hatte – ein wenig aufgehalten, so dass wir uns auf einen
kurzen Abstecher in den hiesigen Supermarkt begaben, um die heimischen Vorräte an Fiebersaft,
Zuckerstreuseln und Chips aufzustocken.


Da die heimische Polizei unseren geplanten Anreiseweg blockierte und die Ausschilderung zum
Stadion recht dürftig war, erinnerten wir uns an die alte Groundhopper-Weisheit: „Das Stadion ist da, wo das Flutlicht brennt.“ Und so passierte es auch. Nach einer Irrfahrt durch die belgische Dunkelheit sahen wir die Flutlichtmasten des Stadions und fanden auch irgendwann einen Parkplatz.

Ein unerwartetes Treffen im Stadion

Im Stadion angekommen, geschah dann das Unglaubliche. Wir wurden von einem Edelfan in Obelix-Montur herzlich begrüßt. Dieses Rendezvous musste natürlich fotografisch festgehalten werden. Wann trifft man schon mal einen Superhelden seiner Kindheit? Muss man da für tatsächlich bis nach Belgien fahren? Die spinnen die Belgier…

Lokalderby voller Leidenschaft

A propos. Patro Eisden Maasmechelen spielt derzeit in der 2. Belgischen Liga. Die Mannschaft von Ex-Nationaltorwart Sam Stijnen ist zu Saisonbeginn in die sog. Challenger Pro League aufgestiegen und nimmt derzeit einen achtbaren 6. Tabellenplatz ein, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigen würde. Gegner an diesem Abend ist die Zweitvertretung des KRC Genk, die sich derzeit im Mittelfeld der Tabelle bewegen. Beim kurzen Blick auf die Karte fällt auf, dass beide Teams gerade mal 20 km voneinander trennen. Also erwartete uns ein echtes Lokalderby. Anders als die U23 Zweitvertretungen der Profiteams, die wir bisher sahen, wurde die Mannschaft aus Genk von einer lautstarken, pyrotechnik-affinen Horde begleitet. Bei Einlauf der Mannschaften erinnerte Patro Eisden an seine Bergbauvergangenheit und präsentierte entsprechende Banner und eine kleine, aber feine Choreo. Genk stand dem in nichts nach und zündelte, was das Zeug hielt.

Unterbrechung durch unschöne Szenen

Das Spiel begann erwartungsgemäß mit einer Sturm und Drangphase der Heim-mannschaft, die bereits nach 13 Minuten verdient in Führung ging. Allerdings wurde diese Phase von einigen unschönen Szenen der Fans unterbrochen. Offenbar wurden Spieler von Patro rassistisch beleidigt, so dass beide Fanlager aufeinander losgingen und der Schiedsrichter beide Teams für 23 Minuten in die Kabine schickte. Wir nutzten die Zeit, um das kulinarische Angebot rund um das Stadion in Augenschein zu nehmen. Die Hamburger, die auf einem kleinen Tischgrill zubereitet wurden und ein kühles belgisches Bier rundeten die Wartezeit auf den Wiederanpfiff entsprechend ab. Interessant war, dass man für Bier noch Wertmarken kaufen musste. Irgendwie fühlte ich mich an frühere Zeiten in der Kreisliga B erinnert.

Der Kampf auf dem Platz

Nachdem die Polizei und die übersichtliche Schar der Ordnungskräfte die Fans beruhigt hatten und diese wieder auf ihre Plätze zurückgekehrt waren, konnte das Spiel weitergehen. Und wie! Passend zu einem Derby begann ein wilder Schlagabtausch mit hart geführten Zweikämpfen und offenem Visier. Der Schiedsrichter hatte doch Mühe, die Kontrolle über das Spiel zu behalten und war sichtbar glücklich, dass er mit 23-minütiger Verspätung zum Pausentee bitten durfte.

Zwischen Spiel und Souvenirs

In der Pause entschieden wir uns, das Stadion nach einem Fanshop zu erkunden. Dieser befand sich direkt neben dem Wertmarken-Verkauf auf einem Tapeziertisch. Nach der Halbzeitpause waren wir auf den Fortgang des Spiels gespannt. Jong Genk übernahm das Kommando auf dem Platz und zeigte Patro Eisden deutlich seine Grenzen auf. So erzielten die Gäste den Ausgleich und gingen sogar kurz vor Schluss in Führung. Allerdings glückte Patro mit quasi dem letzten Angriff der Ausgleich zum 2:2, so dass die Zuschauer nicht ganz ungestimmt den Heimweg antraten. Wir wunderten uns noch über die doch sehr maue Infrastruktur, an der der Club bei einem Aufstieg ins belgische Oberhaus noch deutlich arbeiten muss und traten mit einem Länderpunkt mehr und vielen Eindrücken die Heimfahrt an.

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